Mittwoch, 30. April 2008
Abtauchen
Topic: 'Wasser'
Es gibt so Tage, an denen sollte man besser abtauchen und auch abgetaucht bleiben. Gestern war so einer.

Am Sonntag war ich in dieser herrlichen, neuen Sportschwimmhalle hier um die Ecke, die hat ein 50-Meter-Becken, eine tolle Dusche und ist nicht teuer. Als ich am Sonntag um halb neun dort eintraf, war fast keiner da. Und da dachte ich so zu mir, wie wenig Leute müssen dann erst in der frühen Schwimmzeit von 7 bis 8 sein...

Also schwinge ich mich gestern voller Elan und total freiwillig um 6.30 aus dem Bett, die Tasche ist schon gepackt, und mache mich auf den Weg. Es regnet zwar, aber mit meinem echten Knirps, der sich auf Knopfdruck sogar wieder zusammenfaltet, ficht mich das nicht an.

Gut gelaunt frage ich die nette Frau am Empfang, ob man die Zehnerkarte auch mit Karte bezahlen kann. Da das leider noch nicht geht (es ist aber bestimmt geplant), bezahle ich die Einzelkarte bar und denke mir noch nichts.

In der Umkleide erstes Problem. Man steckt die Eintrittskarte in einen Schlitz und dann soll man die Spindtür abschließen können. Da ich auch schon am Sonntag damit gekämpft habe, stelle ich meinen Schirm zusammengefaltet in einen Schrank und probiere.
Erster Versuch: Geht nicht. Neuer Schrank.
zweiter Versuch: Geht nicht. Neuer Schrank.
...
gefühlt siebzigster Versuch: mit Gewalt geht alles!

Ich will meinen Schirm umbetten und fasse ihn zu diesem Zwecke am Stiel an. Da macht es KAZONG!!! und der Griff schießt mit Überschallgeschwindigkeit auf die gegenüberliegende Seite und schlägt dort mit lautem Knall in die Türen der Schließfächer ein. Zurück bleibt eine laaange Feder und eine Schirmoberseite. Mh. Nagut. Ist egal.

Ich ziehe mich um, vergesse noch fünfmal Duschzeug, Handtuch, Schampoo und gehe zur Duschanlage. Die Badelatschen lasse ich in der Tasche, weil ich nicht nochmal den Schlüssel vom Handgelenk pöseln will. Das Duschen verläuft unauffällig.

Arglos betrete ich die Schwimmhalle um 7.05. Dort sind vier von den acht Bahnen gesperrt. Und auf den anderen vieren schwimmen etwa 20 Menschen. Erste Frage: Warum stehen soooo viele Leute elend früh auf, um schwimmen zu gehen? Zweite Frage: Wie sind die alle ins Bad gekommen? Ich war schon früh da, es sind Sammelumkleiden und außer mir haben sich nur zwei Frauen umgezogen.

Ich suche also nach einer Bahn, auf der die Leute eventuell ähnlich schnell schwimmen wie ich. Springe hinein, freue mich, wie das Wasser an mir vorbeiströmt und sicher lustige Wirbel macht und kraule aus Herzenslust -- sicher 15 Meter. Dann versperrt mir ein Opi die Sicht auf den Rest der Bahn, der Gegenverkehr macht überholen unmöglich. Der Opi steht senkrecht im Wasser und mir ist schleierhaft, wie der sich überhaupt bis zu seiner Position vorarbeiten konnte. Er macht zwar symbolisch Arm- und Beinbewegungen, aber er kommt nicht voran. Bei der nächsten Lücke fasse ich mir ein Herz und überhole. Ich kann das selber nicht leiden, wenn ich fast platt geschwommen werde, und versuche also, großräumig um den Opi rumzukommen.

Geschaftt! Der Opi liegt hinter mir, oder vielleicht besser steht hinter mir. Der Rest der Bahn ist mein. Aber schon kurz nach der Wende: nächstes Hindernis. Nach vier mal fuffzich Metern senke ich mein Tagesziel auf zehn von den ehemals angepeilten 20 Bahnen und habe 100mal überholt. Eine mopplige Frau um die vierzig wendet mitten auf der Bahn, weil ihr der Opi auch zu langsam ist. Da der aber gerade in der Gegenrichtung schwimmt, landet sie, ratet vor wem. Richtig!

Am Ende meiner zehn Bahnen überhole ich alles in Grund und Boden und lasse mich auch vom Opi böse anblitzen. Ich gehe schnaubend in die Dusche. Da steht dann auch noch so ne kahlrasierte Tante. Kann ich sonst auch nicht leiden, aber stört mich heute besonders. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie betont irgendwie duscht. Frag mich nicht. Ich versuche, mich zu beruhigen.

Cremen, anziehen, föhnen, alles fein.

Aber: Es regnet noch! Und mein Schirm sieht so aus:



Auf der Treppe aus der Halle hat sich eine Pfütze gebildet, die ich bemerke als ich mittendrin stehe. Es hat sich eingeregnet, würde man im Bergischen sagen. Will heißen, es regnet nicht in strömen, aber stark genug, dass meine Haare nach der Hälfte der Strecke in Strähnen von Kopf tropfen. Gut, dass ich geföhnt habe!

Ich entschließe mich, die Straße an der Ampel zu überqueren, es ist viel Verkehr, ich habe eh schon Pech, muss man ja jetzt nicht drauf ankommen lassen. Stehe und triefe und warte. Kommt so ein Kackskleinwagen angeschossen und trifft zielsicher die Pfütze direkt vor der Ampel. Zosch! Nochmal geduscht.

Überraschenderweise trete ich in keinen Hundehaufen und schaffe auch die Treppe ohne bleibende Schäden. Ich bin todmüde von dem ganzen Stress, fühle mich nur mittelfit und hätte sicher den ganzen Tag Grusellaune, wenn nicht der Vielfraß beim Aufwachen so putzig aussehen würde.

Aber muss so ein Tag sein? Das nächste Mal schlafe ich aus.

Übrigens hat mich am Nachmittag eine heiße Schokolade in einem netten Kaffee mit einer noch netteren Menschin erlöst und der Tag hat doch noch ein gutes Ende gefunden...

Trocken,

prey