Dienstag, 9. September 2008
Ochse
Topic: 'Zugvogel'
Da habe ich mir nun ein paar Tage frei genommen, um mich in Flensburg ein bisschen vom Leben zu erholen und das hat auch geklappt. Ich war auf einem Schiff unterwegs an den Ochseninseln vorbei.



Das Wetter war gut. Auf den Fotos sieht es herrlich bedrohlich aus, das finde ich fast noch besser, als Sonnenschein. Für die meisten anderen Fotos kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Das Licht ist eben nur was für die Augen und nicht für die Linse. Deshalb mussten auch die Wiesen im Nebel, die ich auf dem Rückweg aus dem Zug gesehen habe. ungeknipst bleiben. Schade.

Aber ein Foto stelle ich trotzdem aus, denn es ist die Oluf-Samsung-Gasse und dazu gibt es was zu erzählen. Ortskundige: Jetzt nich dazwischen reden und die Pointe verderben, bitte! Nachdem ich einen kleinen Rundgang durch Flensburg am Sonntag Nachmittag gemacht hatte, kam ich auf dem Rückweg an dieser Gasse



vorbei und dachte so bei mir, dass die aber niedlich sei und ich mir die kleinen Butzenhäuschen mal näher angucken will, also bin ich abgebogen. Die Häuschen sind alle sehr klein und schnell beschloss ich in so einem Ding nicht wohnen zu wollen, dass es aber zum Besichtigen durchaus taugt. Einen Moment hielt ich vor einem Haus inne, weil im Oberlicht sehr nette kleine Nippesfigürchen aufgereiht waren, von denen ich einen Moment überlegte, ein Foto zu machen. Da der Nippes aber auf der ganzen Welt gleich ist, ging ich weiter.
In einem offenen Fenster sah ich einen Fuß am Fensterbrett lehnen und während ich weiterging, schob sich der Fensterrahmen wie ein Vorhang beiseite und ließ mich immer mehr von einem nackten, langen, perfekt rasierten Frauenbein sehen. Und ich dachte noch so zu mir, dass diese Frau es sich aber hübsch gemacht hat, vielleicht mit einem Buch? Dann kam hinter dem Rahmen auch der Rest der nett lächelnden Frau zum Vorschein. Sie trug als Oberteil einen sehr schlichten, weißen BH und manikürte sich. Während ich im Weitergehen noch über die Entspanntheit der Dame bezüglich Kleidung sinnierte und befand, dass wohl selten Leute diese Gasse besuchen, sah ich im nächsten Fenster noch eine Frau in Unterwäsche. Da dämmerte es sozusagen im Tropentempo und ich erinnerte mich, dass mich der Name "Villa Natascha" über den niedlichen Nippes-Enten ein wenig gewundert hat, weil das doch kein typisch nordischer Name ist. Und dann stellte ich fest, dass ich schon zur Hälfte in der Gasse war und umkehren irgendwie auch keine Option. Da habe ich dann mal ganz flott meinen geübten Stechschritt ausgepackt, vorbei an der Frau, die wohl für das Erjagen von geeignter Kundschaft einen Bewegungsmelder vor dem Haus hat und deshalb genau in dem Moment ihre Rolladen hochgezogen hat, in dem ich vorbei ging, um mich mit einem sehr bösen Blick zu bedenken, bevor sie das Rollo wieder schloss. Ich habe inständig gehofft, dass keiner kommt und denkt, dass ich in der Gasse arbeite und war sehr, sehr froh, als ich raus war.
Wieder zu Hause angekommen, wollte ich die Geschichte meiner Bekannten erzählen, kam aber nur zu der Stelle, in der ich eine niedliche Gasse begucken will, da wusste sie schon, welche ich meinte und sagte, sie hätte mich gewarnt, wenn sie geahnt hätte, dass ich vor habe dort abzubiegen.
Ein bisschen ist es ja schon gut, dass sie es nicht getan hat, dann hätte ich gar nichts zu erzählen...

Jetzt bin ich wieder daheim und bin aufgeladen genug, um mal wieder richtig reinzuhauen - gleich morgen.

Entspannt,

prey