Heute wurde das ganze Penthesilea-Projekt abgesagt und damit auch das Amazonenheer überflüssig. Nachdem der erste Hauptdarsteller schon ersetzt werden musste, ist nun der Ersatz auch ernsthaft krank und das ganze Projekt ist abgeblasen. Ich bin irgendwie leer. Pffff. Auch wenn ich immer wieder gemeckert habe, das hat auch Spaß gemacht uns so ein Frauenstück ist ja auch nicht das Verkehrteste. Da kann man vielleicht noch den einen oder anderen mit erreichen. -

Und dann auch die vielen netten Leute, die man vermutlich nie wieder sehen wird, wenn der heutige Abend mit Abschlussbesäufnis vorbei ist. Auch sehr schade. Eine meiner Mitamazonen sagte, dass sie ihre Amazone begräbt, als sie das Probenkostüm zum letzten Mal eingepackt hat. Für mich ist es anders. Thora ist noch da. Sie darf nur nicht mehr jeden Abend männerfeindliche Parolen brüllen. Aber vielleicht noch manchmal.

Jedenfalls war es eine große Erfahrung mal auf der anderen Seite der Bühne zu stehen, wenn auch nur in Proben und herauszufinden, was es für eine krasse Schinderei ist, ein Stück auf die Bühne zu bringen.

Leer,

prey

Eine anstrengende Woche ist vorbei, Thora musste sich mit Befruchtungsritualen und Besamungstänzen rumschlagen und wir hatten mal wieder heftige Diskussionen, wo eine Schamgrenze angesiedelt sein sollte. Wir sind uns noch nicht einig. Zum Glück sind ein paar andere Amazonen da erfolgreicher als ich und es kann ein Rosenfest geben, egal, ob Thora und ich uns einigen können. Dann habe ich für morgen noch drei Seiten Text vor mir, der in die Birne muss. Also alles in allem ein furchtbar entspanntes Wochenende.

Also haben der Wolverine und ich beschlossen, uns Kuchen zu gönnen, um uns für die ertragenen Strapazen zu entschädigen. Und dann das: hat schonmal jemand von einem wiedergeborenen Kuchen gehört? Also einem, der schonmal tot war und dann wieder wie neu aussieht? Also etwa so:



Aber ich kann allen sagen: ein schon durchlebtes Leben hinterlässt seine Spuren. Und bei einem Kuchen wirkt sich das vor allem auf seinen Gaumenerfreuungkooeffizienten aus. Der hier schmeckte irgendwie ein bisschen fad und fühlte sich vor allem an wie eine Mischung aus Schweinskopfsülze und altersschwachem Hühnchen in Aspik. Nur in süß. Eine Weile kaute ich an dem Stück herum, um dann heraus zu finden, dass eine zweite Schicht Guss aufgebracht worden war:



und nach entfernen selbiger zeigte sich folgendes Bild:



Der Vielfraß hat sein Stück tapfer hintergemampft, aber ich konnte dieses widerliche Gefühl im Mund echt nicht mehr ertragen. JEDES der drei Stücke war so! dreiefuffzich für Sülze in süß, die schon sicher 48 Stunden auf dem Buckel hatte, wenn nicht sogar ne ganze Woche. Und dann auch noch für frische gekauft. Wenn ich wenigstens einfach geizig wäre und Kuchen vom Vortag... Aber egal.

Ich habe dann den Guss nochmal genauer untersucht und festgestellt, dass der ehemalige Guss ganz milchig geworden war und FEST. Der neue Teil war gelb und schmeckte wie Götterspeise Zitrone. Vielleicht war die ja auch noch übrig und übers Verfallsdatum raus im nebenliegenden Pl*smarkt...



Jedenfalls ist der gute Bäcker jetzt erstmal eine Weile gestorben. Das Brot hat da noch nie geschmeckt. Und Obsttorte kaufe ich da sicher nienienienienienie wieder.
Versprochen.

Und noch der obligatorische Spruch zum Tage:

Wer neu anfangen will, sollte es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue.
-Konfuzius-

Ich habe den Kuchen überwunden und in den Biomüll entsorgt. Ist Götterspeise überhaupt biologisch abbbaubar?

Hungrig,

prey

Seit Freitag hat meine Amazone einen Namen. Sie heißt Thora - wie der Donnergott, nur als Frau. Von mir aus auch wie das hebräische Gesetz. Wir lernen uns gerade ein bisschen besser kennen, ich bin aber auch nicht böse, wenn ich sie abends in der Garderobe verabschieden kann. Sie verabscheut Männer. Und selbst wenn mal wieder das Rosenfest zum Nachwuchs erzeugen dran ist, wird das nicht viel besser. Sie ist radikal. Ich finde sie manchmal zu radikal. Sie findet mich zu weich, zu nachgiebig.

Ich glaube, wir können voneinander lernen. Und im Moment können wir auch ganz gut miteinander auskommen. So geht's.

Und dann habe ich auch noch einige sehr nette Leute bei diesem Mammutprojekt kennen gelernt. Und weil es nur Frauen sind, findet das sogar Thora okay. Puh, also keine Diskussionen. :o)

Dazu passend auf meinem Kalender:

Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man gerne gewesen wäre...
-George Eliot-

Das war übrigens eine Frau...

Wechselhaft,

prey

Auf meinem Kalender heute:

Der Weg zu allem Großen führt durch die Stille.
-Friedrich Nietzsche-

Vielleicht stimmt das ja. Musste erstmal eine Pause verordnet bekommen, damit ich bei der Amazonensache nicht durchdrehe, oder besser nicht komplett durchdrehe. Jetzt hatte ich zwei Tage Pause und nun bin ich etwas mehr im Reinen mit mir. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Moment das ganze Ding hinschmeißen könnte, wenn ich nicht mehr kann. Das gibt mir eine gewisse Freiheit innen drinnen.

Mir wurde gesagt, es wird nicht einfacher werden, nur noch stressiger, aber vielleicht kriege ich mich ja in der Garderobe zurück gelassen und kann den Knopf umschalten. Das war wohl bisher das größte Problem, dass ich das zu persönlich genommen habe. Jetzt versuche ich also, mit dem Kostüm auch die Amazone dort zu lassen, wo sie hingehört: im Theater.

Und dann habe ich gestern noch Zeit gehabt, das zu knipsen:



Hübsch, oder?

Erholt,

prey

Zwar hatten wir gar keinen Schnee, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es jetzt mit dem Winter endgültig vorbei ist. Im Garten verblühen schon die Schneeglöckchen



und auch die Krokusse und es sind selten unter 10 Grad.

Und ich bin jeden Tag auf Achse. Langsam habe ich das Gefühl , dass ich auch unter dem Druck schmelze. Meine Außenhaut verabschiedet sich und fließt ab und es bleibt nur der weiche Kern. Manchmal will ich vor Erschöpfung nur noch heulen und dann nehme ich mein letztes Bisschen Ich zusammen und lasse es. Und fließe noch ein Stück aus mir raus. Hoffentlich werde ich dadurch nicht wahnsinnig, sondern stärker und mir klarer über die Dinge, die ich im Leben wichtig finde.

Heute gab es die Stiefelprobe. Die Stiefel sind richtig. Hart und böse. Ein Stück Ersatzaußenhaut. Und dann noch Termine für morgen bekommen. Wieder früh antreten, abends NATÜRLICH wie immer. Training und dann Szene. Und dann fällt mir noch auf, dass im Theater das Wort "organisch" genauso oft benutzt wird wie bei den Mathematikern "trivial" oder "klar". Frei nach dem Motto: Es wissen ja wohl alle, was gemeint ist, wenn man organisch irgendwo hingeht und dann ganz organisch irgendwie guckt und dann ganz organisch anfängt zu sprechen. Für mich fühlt sich das meiste nicht halbwegs organisch an, kann aber auch an mir liegen. Ich hab vielleicht andere Organe. Oder was? Jedenfalls ist das Textlernen trivial und dass ich zur Probe antreten muss, ist klar. :o)

Auf meinen Kalender steht heute:

"Klarheit"

Schönes Wort.

Schmelzend,

prey

Tag 10 in meinem Leben als Amazone liegt hinter mir und ich habe jetzt beschlossen, das ganze positiv zu sehen. Seit ich begreife, warum alles taussendmal wiederholt werden muss, kann ich besser damit leben. Anstrengend bleibt´s aber trotzdem. Und ich werde Oberarme wie Anri haben, wenn die Zeit rum ist, so wie wir trainieren. Und ich dachte immer, Theater wäre nur was für den Geist, aber weit gefehlt, die Schauspieler müssen stark sein, auch körperlich.

Aber heute erstmal auf die Tatooexpo und ein paar nette Bildchen gucken. Aber da ich ja (wie kürzlich weider zu beweisen war) nicht mal zum Friseur gehen kann und mit der gewünschten Frisur heimkehre, werde ich das mit dem tätowieren doch noch länger überdenken. Denn Haare wachsen ja wenigstens wieder.

Und morgen werde ich faul sein. Ausschlafen und --- putzen--- och nöööö! Dass mir das ausgerechnet jetzt einfallen musste. Also nur den halben Tag verpennen.

Schläfrig,

prey

Da bin ich nun bei Tag 8 in meinem Leben als Amazone angekommen. Noch vor einer guten Woche hätte ich gesagt, dass ich AUF KEINEN FALL eine Feministin bin. Und jetzt: Mit dem Thema ein bisschen mehr auseinandergesetzt muss ich feststellen, dass ich wohl doch eine bin.

Und dann stehen wir da auf der Probenbühne und müssen wütend und aggressiv sein, kein Ding! Das böse Gesicht kann ich. Aber dann: freuen, locker sein, nicht wie die Ölgötzen. Mh. Schon schwerer. Wo ich doch gerade so in der bösen Amazone angekommen war. Wuäh!

Und Schlag und Schlag und Schlag. Zack, zack zack. Das kann ich. Und was sonst? Noch nicht mal zwei Wochen und ich will meine Gleichungen zurück, meine Zeit abends mit dem Vielfraß. Mein Wochenende. Und eins steht sowas von felsenfest: Ich will keine Schauspielerin mehr sein. So. Jetzt wisst Ihrs. Und nein! Ich bin nicht zum Mimen geboren. Nein, Papa! Auch nicht für dich!!!

Aber wenn ich dann da stehe und mal wieder extrem genervt von der 20.768ten Wiederholung bin, dann denke ich an den letzten Spruch vom Tage:


Suche nicht andere, sondern dich selbst zu übertreffen.
-Cicero-

Also, werde ich mich heute abend wieder selber übertreffen und keinen Wutausbruch kriegen und mich auf den Feierabend freuen. Und auf die Hau-drauf-Szenen. Das mache ich nämlich wirklich gerne.

Kämpfend,

prey